02.07.2025
„Kleine kommen ganz groß raus“, hieß es in den Neunzigern bei der Mini-Playback-Show. Das Motto trifft auch auf die Premiere von NLS-Light zu. Zum ersten Mal wird in der ADAC Nürburgring Langstrecken-Serie ein Rennen ohne die großen und leistungsstarken Fahrzeuge gefahren. In den Vordergrund rücken nun andere. Neue Gesichter und alte Bekannte schreiben ihrerseits Geschichte(n). Bereits am Freitagabend findet im Fahrerlager eine große Grillparty mit allen Teams statt, um den Breitensport auf der schönsten Rennstrecke der Welt zu zelebrieren. Tickets für das Rennen sind ab 25 Euro erhältlich. Jugendliche bis einschließlich 14 Jahren haben freien Eintritt. Wer nicht live vor Ort sein kann, kann den kompletten Renntag im Livestream verfolgen.
Am kommenden Samstag feiert die NLS-Light ihre Premiere auf der Nordschleife. Zwar handelt es sich nicht um einen offiziellen Wertungslauf zur Meisterschaft, dennoch haben sich knapp 60 Fahrzeuge für das 4-Stunden-Rennen eingeschrieben. Damit bleibt der Starterfeld zwar hinter dem eines regulären NLS-Rennens zurück, zeigt aber das große Interesse der Teams an dem neuen Format. „NLS-Light ist ein Welcome-Event, um interessierten Teams mit einer geringen Einstiegshürde die Möglichkeit zu geben, einmal in die NLS hineinzuschnuppern“, sagt VLN-Geschäftsführer Mike Jäger. „Uns war von Beginn an klar, dass ein Termin zwei Wochen nach dem 24h-Rennen am Nürburgring sowie sieben Bundesländern, die bereits Schulferien haben, für einen normalen Wertungslauf nicht funktionieren würde. Aus diesem Grund haben wir aus der Not eine Tugend gemacht. Unsere Maßstäbe – Kundenfreundlichkeit, Professionalität und eine starke Medialisierung – bleiben natürlich die gleichen. Ich bin davon überzeugt, dass es für alle eine gelungene Veranstaltung wird.“
Um den Gesamtsieg kämpfen bei NLS-Light einmal andere. In Abwesenheit der Fahrzeuge aus den Klassen SP9, SP X, SP-Pro sowie Cup 2 rücken die GT4- und TCR-und weitere Boliden in den Vordergrund. Darunter die Rennwagen von Max Kruse Racing. Das Team aus Duisburg greift mit drei Autos – darunter zwei der nagelneuen VW Golf GTI Clubsport 24h – in der AT-Klasse an. In den Cockpits wechseln sich Benjamin Leuchter und Heiko Hammel (#19), Christoph Lenz und Jasmin Preisig (#333, Audi RS3) sowie Nico Otto und Timo Hochwind (#76) ab. „Die Vorfreude ist riesig“, sagt Leuchter, der neben seiner Rolle als Teamchef auch selbst ins Lenkrad greift. „Unser erklärtes Ziel ist, um den Gesamtsieg zu kämpfen. Dabei treffen wir auf deutlich leistungsstärkere Fahrzeuge. Wir haben mit unseren Fronttrieblern gute Karten vor allem in den Kurven – von Hohe Acht bis zum Galgenkopf werden wir versuchen, unsere Performance auszuspielen. Wir schalten voll auf Angriff.“ Es wäre nicht nur der erste Sieg für Max Kruse Racing, sondern auch der erste eines Fahrzeugs mit Alternativen Treibstoffen.
Gegner in der AT-Klasse sind Carrie Schreiner und Janina Schall im BMW M4 GT4 von ‚Girls Only – Ready to rock the Green Hell‘. In der GT4-Klasse SP10 bringt Black Falcon einen BMW M4 GT4 für die drei US-Amerikaner Judson Holt, David Ogburn und Denny Stripling an den Start. In der SP8T starten die Teams Plusline und Schmickler Performance ebenfalls mit BMW M4 GT4. Schmickler hat mit einem Porsche Cayman GT4 CS in der Klasse SP7 ein weiteres heißes Eisen im Feuer. Ebenfalls startet hier Extreme Racing mit einem nahezu identischen Cayman. Nicht zu unterschätzen sind die Fahrzeuge aus der Klasse Cup 3 der Porsche Endurance Trophy Nürburgring. Mehr als nur ein Geheimtipp für den Gesamtsieg ist der Porsche 911 Cup (997) von Aimpoint Racing by Gabionen24.de in der H4. Am Volant wechseln sich Axel und Max Friedhoff ab, die zuletzt 2023 Rennen in der NLS bestritten.
Ein echter Farbklecks im Teilnehmerfeld ist der in Pink und Grau gehaltene Mitsubishi Lancer CT9A des Fuchs-Turbo-Teams. Der schnelle Kombi fuhr in der Rundstrecken Challenge Nürburgring bereits Siege ein. Im Cockpit wechseln sich Eigner Mario Fuchs und Eugen Weber ab. „Ich finde die Idee NLS-Light ganz cool und wir haben uns spontan dazu entschieden, daran teilzunehmen, auch wenn mich persönlich die großen Fahrzeuge nicht stören und ich auch hätte bei einem normalen Rennen fahren können. Natürlich haben wir geschaut, wo wir von den Rundenzeiten her stehen. Und wenn nichts kaputtgeht, sind wir bei diesem Rennen ganz gut mit dabei“, sagt Fuchs. Der Lokalmatador aus Grafschaft hat sich gewissenhaft vorbereitet. Wie Fuchs auf die Idee gekommen ist, einen Kombi an den Start zu bringen? „Der Kombi war damals sogar billiger, als wir ihn aufgebaut haben. Alle haben mich in dem Vorhaben bestärkt: ‚Mach das, das kommt sicher gut an‘, sagten sie. Sie sollten Recht behalten – und die Farbe tut ihr Übriges dazu. Am Ende sind wir mit dem Lancer sehr zufrieden. In den Kurven fehlt uns immer etwas auf die TCR-Fahrzeuge. Aufgrund der Aerodynamik ohne Flügel machen wir dagegen auf den Geraden immer Boden gut.“
Zurück zu den Wurzeln geht es für David Pittard, der normalerweise im Aston Martin Vantage GT3 in der NLS am Start ist. Zusammen mit Graham Wilson und Andreas Ecker bestreitet er das Rennen im Toyota Supra von Jacos Paddock aus Barweiler. „Ich freue mich auf NLS-Light! Ich fahre mit meinem langjährigen Teamkollegen Graham Wilson. Es wird sein erstes Rennen in diesem Jahr sein, daher ist die Variante ohne die schnellen Klassen eine gute Möglichkeit, ihn wieder heranzuführen. Wir fahren mit Jacos Paddock im neuen Toyota Supra. 2018 habe ich mit dem Team meine DPN gemacht und mittlerweile sind wir gute Freunde. Ich miete Autos von Jaco, wenn ich welche brauche und ich coache auch seine Kunden. Wir haben eine gute Beziehung.“
Neue Talente in den Langstreckenrennsport zu bringen, das hat sich rent2Drive-racing aus Döttingen direkt an der Nordschleife auf die Fahne geschrieben. Zur NLS-Light-Premiere spielt dabei ein großes Maß an Lokalkolorit eine Rolle. Diese Bühne wollen Marcel Weber und Richard Schäfer aus Adenau nutzen und sich mit schnellen Zeiten empfehlen. Und schon im Vorfeld zeigte sich reges Interesse an der Förderung der beiden Nachwuchspiloten: Der Einsatz wurde unter anderem durch eine vom Team initiierte Fund-Raising-Aktion gestemmt.
Ein Comeback feiern eine Reihe von Renault Clio, einer davon eingesetzt von keinem geringeren als Reinhard Sesterheim, der in seiner aktiven Zeit fünf Klassensiege einfuhr. Bei NLS-Light setzt er den ‚Schrauben-Clio‘ von Holger Goedicke und Lukas Krämer ein. „Die beiden Fahrer wollten unbedingt NLS-Light fahren“, sagt er. „Da kann ich natürlich nicht nein sagen. Der Nürburgring ist meine Heimat, ich wohne nur 15 Kilometer von der Strecke entfernt.“ Gut erinnern kann sich Sesterheim noch an die goldenen Clio-Jahre, als bis zu 30 Fahrzeuge am Start waren: „2011 haben wir mit Dominik Brinkmann und Stephan Epp die Cup-Wertung gewonnen und waren Vizemeister in der VLN.“ Epp ist auch bei NLS-Light dabei: Zusammen mit Michael Uelwer und Timo Kaatz pilotiert er den Renault Clio III Cup von aufkleben.de – Motorsport.
Bei NLS-Light haben Fahrer zum ersten Mal die Möglichkeit mit einer Fahrerlizenz der nationalen Stufe A zu fahren. Einer, der diese Chance nutzt, ist Paul Winter, der sich den BMW 325i von EiFelkind Racing mit Markus Fischer und Henning Hausmeier teilt. „Ich habe die Ergebnisse, die für die internationale C-Lizenz erforderlich sind, schon lange zusammen und den Lizenzantrag auch bereits ausgefüllt zuhause liegen“, sagt Winter, der seit 2022 in der RCN unterwegs ist. „Der Social-Media-Post, dass die nationale A bei NLS-Light reicht, kam dann aber gerade noch rechtzeitig in der vergangenen Woche und war für mich der Anstoß, endlich diesen Schritt zu gehen und in der NLS zu starten. Die Leistungsprüfungen in der RCN sind sehr gut, aber auf der Nordschleife echte Rennen zu fahren und um Positionen zu kämpfen, war für mich ein großer Traum, der nun in Erfüllung geht. Ich freue mich riesig.“
Die NLS-Light Premiere folgt dem gewohnten Zeitplan der ADAC Nürburgring Langstrecken-Serie. Das Zeittraining findet von 08:30 bis 10 Uhr statt. Beim Pitwalk ab 10:20 Uhr sowie dem Besuch der Startaufstellung ab 11:10 Uhr erleben die Fans dann Motorsport hautnah und mit allen Sinnen. Mit dabei sind am Samstag auch Racebot und das Nürburgring Maskottchen ‚Legend‘. Rennstart ist um 12 Uhr. Vor Ort ist im Fahrerlager dann auch die neue VLN-Fancollection erhältlich. Der Livestream beginnt um 08:15 Uhr und führt über den kompletten Renntag.